Ein historischer Stückgutfrachter und meine erste E-Book-Lesung am Tag danach!
Am Freitagabend, den 31.10.2014, sollte sie stattfinden, meine erste Lesung im Rahmen der Langen Nacht des E-Books in Hamburg. Die Idee kam von meinem Verlag Edel eBooks. Ich fühlte mich geehrt, und war begeistert. In den Tagen davor stiegen die Vorfreude und die Aufregung gleichermaßen. Schließlich handelte es sich um meine erste Lesung. Und ungewiss war bis zuletzt, wie viele Menschen überhaupt zu einer E-Book Lesung kommen würden. Da Lesungen im Allgemeinen nur bei Printbüchern stattfinden und dann meist in Buchhandlungen, damit das Buch dort gekauft und vom Autor signiert werden kann, war es auch ein Experiment. Edel hatte schöne Flyer herstellen lassen. So hätten die Leser – wenn schon kein Holzbuch – zumindest etwas, dass sie greifen konnten. Hinzu kam, dass Halloween war, eine Menge Parallelveranstaltungen zum Thema E-Book stattfanden und Hamburg ja keine Stadt ist, in der es einem ansonsten am Freitagabend langweilig werden könnte.
Bevor es am Donnerstagmorgen mit dem Zug Richtung Hamburg losgehen konnte (Fahrtzeit: 7 h 36 M) waren einige Stunden Vorbereitung auf die Lesung fällig. Ich wollte ja nicht eine Stunde am Stück und ein Kapitel nach dem anderen lesen, sondern zur Auflockerung dazwischen die Geschichte gerafft und spannend weitererzählen, ohne die fürs Verständnis wichtigsten Informationen auszulassen, um zu weiter entfernten Kapiteln vordringen zu können. Dann noch natürlich laut Probelesen, aber nur Stückweise und im stillen Kämmerlein, äh nein, eigentlich im Keller unseres Hauses, wo ich letztens meinen Schreibtisch der Ruhe halber hin verfrachtet habe. Das ganze Lesungspaket hatte dann erst am Lesungsabend Premiere. Und Premiere ist auch gleich das Stichwort für den Verlauf des Donnerstagabends, an dem ich normalerweise wahrscheinlich allein durch Hamburg geirrt wäre. Und nur einem irren Zufall und netten Büchermenschen war es zu verdanken, dass dieser Abend etwas ganz Besonderes wurde. Denn just an diesem Abend fand die Premierenfeier zu Passagier 23, dem neuen Psychothriller von Sebastian Fitzek an Bord der MS Bleichen, einem historischen Stückgutfrachter mit Ankerplatz im Hamburger Hafen statt. Und ich durfte dabei sein! Wie das ging? Zufall, Schicksal, göttliche Fügung, irgendetwas in der Art. Um das zu erklären muss ich jetzt etwas weiter ausholen.
Anfang Juli diesen Jahres veranstaltete meine Literaturagentur AVA international ein schönes Sommerfest, zu dem unter anderem auch alle Agenturautoren eingeladen waren. Unter anderem hatte ich dort auch die Gelegenheit Sebastian Fitzek und sein Management kennenzulernen. Als nun der Termin für seine Premierenlesung bekannt wurde, dachte ich mir: Ich bin zu meiner ersten Lesung in Hamburg und einen Tag davor, meinem Anreisetag, steigt die Premierenfeier zum Passagier 23 auf einem denkmalgeschützten Schiff. Was für ein Zufall! Ich meine, diese Premierenfeier hätte überall und zu irgendeinem anderen Termin sein können. Normalerweise bin ich eher zurückhaltend, aber in diesem Fall beschloss ich, ein Rauchzeichen von mir zu geben und fragte Sebastian Fitzeks Managerin, ob es denn möglich wäre „an Bord“ genommen zu werden. Und wie wunderbar, es ging. Ich bekam eine Einladungskarte.
Mit einem gut gefüllten kleinen Barkassenboot, das ich dank Handynavigation zu Fuß vom Hotel aus direkt fand, ging es dann in einer guten Viertelstunde Fahrt über die Elbe zur MS Bleichen. Das war schon mal sehr eindrucksvoll, wie der alte Kahn, dessen in Renovierung befindliches Innenleben man in geführten Besichtigungen begutachten konnte, auch. Wie ich dann erst erfuhr, waren zur Premierenfeier nur Buchhändler, Journalisten und Fans, die bei einem Gewinnspiel ausgelost worden waren, eingeladen. Natürlich habe ich mich für die Ausnahmsweise „Anbordnahme“ noch einmal ausdrücklich bedankt. Bei kühlen Getränken und Fingerfood gab es eine Premierenlesung aus Passagier 23. Entertainment pur! Danach konnte ich eines der vielen vom Verlag zur Verfügung gestellten Passagier 23 Bücher ergattern und es mir vom Meister des deutschen Psychothrillers signieren lassen. Sogar ein schönes gemeinsames Polaroidfoto war noch für mich wie für alle anderen Anwesenden drin. Ein supertoller Abend. Und der Zufall schlug wieder zu. Denn ich war auch noch von meinem Verlag unwissentlich ins gleiche Hotel wie Herr Fitzek und sein gesamter Anhang gebucht worden, sodass ich zum Abschluss in der Hotellounge auch noch in dieser Runde auf den Erfolg von Passagier 23 mitanstoßen durfte. Zufälle gibt´s …
Am Freitagvormittag werde ich dann vom ganzen Team von Edel eBooks im modernen Edel-Gebäude, das direkt an der Elbe liegt, überaus freundlich empfangen. Da merkt man, alles Menschen, die Spaß haben an dem, was sie tun. Nach einer Tonprobe im Foyer, in dem die Lesung stattfinden soll, geht es mit Nadja Mortensen, die auch die Idee für die Lesung hatte, zu einem lockeren und motivierenden Gespräch mit Timo Steinberg, sozusagen ihrem Chef. Pläne werden – bei meiner besten Tasse Kaffee seit langem – geschmiedet. Danach ins Büro des E-Book-Teams. Der Ausblick von dort auf die Elbe ist gigantisch. Für meine zehnjährige Tochter bekomme ich Hörspiel CD´s und ein T-Shirt als Mitbringsel aus dem Edelkids Sortiment des Nachbarbüros. (Ich weiß sofort, damit bin ich zu Hause der Held. Und die Sachen haben tatsächlich wahre Begeisterungsstürme ausgelöst. Ich bin mir sicher, jetzt findet es meine Tochter noch besser, dass ich Autor bin. :-)) Danach noch ein gemeinsames Mittagessen, wieder mit Blick auf die Elbe. Wie Wunderbar. Ich laufe noch ein bisschen durch Hamburg, besichtige im Schnelldurchgang die Michaeliskirche, werfe einen Blick auf die Speicherstadt und den Hafen, dann zurück ins Hotel, ein bisschen sammeln.
Kurz bevor ich das Gebäude von Edel am Abend dann zur Lesung betrete, sehe ich durch die verglasten Außenwände, dass sich doch einige Interessierte eingefunden haben. Mir ist ein bisschen mulmig und die Knie werden weich. Ich und eine Lesung? Das kommt mir irgendwie irreal vor. Die Worte eine Freundes fallen mir ein: „Ist doch gar kein Wagnis. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass die Leute aufstehen und gehen.“ Na toll, beruhigt hat mich dieser Spruch nicht wirklich. Beim Reinkommen werde ich erkennend und erwartungsvoll angeschaut, so jedenfalls mein Eindruck. Sehr ungewohnt, wo ich es doch normalerweise vermeide im Mittelpunkt zu stehen, werden bald alle Augen und Ohren auf mich gerichtet sein. Dennoch bin ich äußerlich ganz cool. Pokerface. Meine Aufregung hält sich aber auch innerlich (eigentlich unerwarteterweise ) in Grenzen, obwohl ich zuvor noch nie über eine Stunde vor Publikum mit Mikrofon (bzw. sogar mit extra besorgtem Headset) gesprochen habe. Wahrscheinlich, weil ich mich doch eigentlich riesig darauf freue, endlich loslegen zu dürfen. Dreißig Zuhörer nahmen schließlich Platz und es ging los. Von einem sehr erfolgreichen Autor, weiß ich, dass er beim ersten Mal vor wesentlich weniger Leuten saß. Das baut auf. Dann hieß es: Let me entertain you! Bei der Lesung läuft dann tatsächlich alles wie am Schnürchen. Wie überhaupt alles an dieser Hamburgreise. Die Zeit vergeht wie im Flug. Ich bin sehr zufrieden. Das Echo nach der Lesung war durchweg positiv. Auch drum herum haben die gesamte Organisation und das Ambiente gestimmt. Es folgen Fotos, nette Gespräche, ein Sekt auf das gute Gelingen und Fingerfood.
Als Fazit kann ich sagen, dass das Kennenlernen des Teams und die Veranstaltung für mich überaus wertvoll waren. Ich bin froh, die Chance zu einer Lesung in diesem einmaligen Rahmen bekommen zu haben. Und natürlich war es zudem überaus motivierend für die Weiterarbeit an meinem nächsten Buchprojekt.
Die zu diesem Artikel passenden Fotos findet ihr hier.